2017
Andrej Safundzic (20)
Haupt- und Förderpreis
Andrej Safundzic (20) aus Bad Reichenhall baut mit einem innovativen Projekt das erste, universitätsweite Entrepreneurship Ökosystem in Afrika auf, um über lokale unternehmerische Aktivitäten Jugendliche vor Armut und Arbeitslosigkeit zu bewahren. Nach dem Prinzip der Selbstwirksamkeit im sozialen Engagement vereint Andrej seine persönlichen Erfahrungen in Uganda und sein im Studium erlerntes Wissen, um einen sichtbaren Mehrwert für Andere zu schaffen.
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„Stell Dir vor, Du stehst kurz davor die Uni abzuschließen, aber 75% der Absolventen finden keinen Job. Stell Dir vor, Du stehst unter Druck, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, um überhaupt überleben zu können.“
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Genau daran arbeitet Andrej Safundzic mit Kommilitonen von der LMU & TU München, Oxford, MIT und Harvard. Seit 2016 fördern sie mit effektiver Ausbildung die Gründung von Unternehmen durch Schüler und Studenten in Uganda. Ihr Projekt ist StartHub Africa, die erste, dezentrale Startup-Plattform an afrikanischen Universitäten. Derzeit ist die Plattform an fünf Universitäten tätig und steht kurz vor dem Sprung zu zehn weiteren in 2018.
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Ziel ist, auf wissenschaftlicher Basis eine innovative Lösung gegen die hohe Arbeitslosigkeit anzubieten. StartHub Africa ändert die Startup-Landschaft in Ostafrika durch Gründungsakademien, Business Clubs und praxisorientierte Lehrpläne an Universitäten. So wurde eine Akademie geschaffen, in der jedes studentische Team 100€ und ein achtwöchiges, unternehmerisches Training erhält, um ihr eigenes Business aufzubauen. Danach stellen die Studenten ihre Ideen vor, kommen mit Investoren in Kontakt und lernen gleichgesinnte Gründer aus anderen Universitäten kennen. Und schließlich werden die besten Teams in den StartHub Accelerator aufgenommen, wo sie noch einmal ein zusätzliches Funding und persönliches Coaching bekommen.
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Ganz nach ihrem Motto: „We turn job seekers into job creators!”
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Johanna Sander (26)
Hauptpreis
Johanna Sander (26) aus Bad Salzdetfurth hat 2011 nach einem Aufenthalt in Ghana diverse Spendenaktionen ins Leben gerufen um Waisenkinder in Nayorku, einem Dorf im unterentwickelten Norden von Ghana zu unterstützen. Dieses sollte vor allem durch Bildung geschehen.
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Auslöser war ihr Wunsch nach dem Abitur zum einen die Welt zu sehen und zum anderen dieses mit einem sozialen Engagement zu verknüpfen. Vor Ort in Ghana merkte sie schnell, das kontinuierliche Hilfe nötig ist, um den Waisenkindern eine Chance für die Zukunft zu geben.
2014 konnte sie den Verein „HIBEKI – Hilfe für sozial benachteiligte Kinder in Ghana e.V.“ gründen, der inzwischen 76 Mitglieder zählt. Nicht nur zwei Schulgebäude wurden durch HIBEKI errichtet und finanziert, sondern auch die laufenden Kosten getragen, wie eine tägliche Mahlzeit, Schulmaterialien, Schuluniformen, Impfungen, Krankenversicherung sowie vier Lehrergehälter und eine Köchin.
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Da die hygienischen Verhältnisse vor Ort katastrophal sind, hat Johanna Sander im Sommer 2017 ein Crowdfunding-Projekt gestartet, um den Bau einer Toilettenanlage, eines Umkleideraums für Mädchen sowie einfacher Vorrichtungen zum Händewaschen zu finanzieren. Nach Fertigstellung sollen die Grundregeln der Hygiene in einem Schulprogramm namens WASH vermittelt werden. Hierbei wird die korrekte Benutzung geübt und vor allem das Problembewusstsein gestärkt, um die Gesundheit und damit Lebensqualität der Schulkinder vor Ort zu erhöhen. Abhängig von der Finanzierung sollen weitere Sanitäranlagen im Dorf errichtet werden.
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In Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik (Stuttgart) will HIBEKI auch einen vor Ort entwickelten Ofen testen, der besonders ressourcenschonend die Kochsituation in Nayorku verbessern soll.
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Für Johanna gibt es noch viele Pläne und Ideen, vor Ort zu helfen.
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Thomas Behrenbeck (20)
Hauptpreis
Tom Behrenbeck (20) aus Köln verfolgte mit seinem Projekt „TomForRescue“ ein doppeltes Ziel: Menschen in Not zu helfen, und den Mitmenschen in Deutschland mit seiner eigenen Internetseite zu zeigen, wie die Realität an einem der kritischsten Orte der Welt aussieht: im Mittelmeer vor Libyen. Mit einem Online-Blog verschickte er täglich Berichte, Fotos und Videos zu Rettungsaktionen und ließ damit die Welt an dem Geschehen teilhaben. Auf diese Weise konnte Tom inzwischen 6.420€ an Spenden sammeln.
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Im Sommer 2016 unterstützte Tom sechs Wochen lang die Rettungsmission an Bord des Seenotrettungsschiffes MS Aquarius. Es war für ihn die eindrucksvollste Zeit, die er je erlebt hatte. Zusammen mit dem Team der zivilen Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée war er auf Rettungsmission vor der libyschen Küste. 12 Seemeilen von der Küste entfernt, wollte er den vielen Flüchtlingen zu Hilfe kommen, welche die gefährliche Überfahrt nach Europa wagten. Es begann mit 4 Einsätzen innerhalb von 24 Stunden, bei denen knapp 500 Menschen an Bord genommen wurden. Zahlreiche weitere Rettungsaktionen folgten. Insgesamt konnten in Toms Zeit an Bord 1492 Menschen sicher ans Festland gebracht werden. Doch auch die Bergung vieler toter Flüchtlinge gehörte zu seinen Pflichten.
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Als Mitglied des Search and Rescue Teams packte er überall mit an: Suche der Flüchtlingsboote, rausfahren mit den Schnellbooten, die Flüchtlinge bei der ersten Anfahrt beruhigen, sie mit den Schnellbooten auf das Mutterschiff bringen, ihnen gut zu sprechen und zu versorgen mit dem, was sie nötig hatten. Es war eine für Tom zutiefst erfüllende Arbeit. In nächtlichen Gesprächen an Deck erfuhr er die grausamsten Geschichten: Ausbeutung in libyschen Arbeitslagern, Vergewaltigung, Nötigung, Erschießungen vor den Augen anderer und Säureangriffe auf afrikanische Frauen, die sich den libyschen Schleppern verweigerten.
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Damit zeigte Tom, dass Menschen, auch schon allein mit einem offenen Ohr, etwas geholfen werden kann.
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Carola Bürkl (26)
Hauptpreis
Carola Burkl (26) aus München hat mit einer kleinen Gruppe junger Menschen aus Deutschland und Togo 2013 den Verein „Engagement Enfants sans Limites“ gegründet, der die Gehörlosenschule Assokoto in Atakpamé, Togo, betreibt.
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Während eines Freiwilligendienstes gemeinsam mit Marine und Katharina konnte sie feststellen, dass es sehr große regionale Unterschiede in der Qualität der Gehörlosenschulen gibt, und dass der Bedarf vor allem in ländlichen Regionen hoch ist. Ein Großteil der gehörlosen Kinder, vor allem der Mädchen, besucht keine Schule. Dies hat zwei Gründe: Zunächst gibt es zu wenige Schulen und diese sind meist zu weit entfernt. Zusätzlich wird in vielen Familien ein behindertes Kind als Schande empfunden und dieses eher versteckt, als in eine Schule geschickt.
Aufklärungsarbeit in den umliegenden Dörfern wurde erfolgreich betrieben sowie finanziell schwachen Familien durch Schülerpatenschaften geholfen. Teilweise konnte der Verein für den Transport, das Mittagessen und die Schulgebühren aufkommen.
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Das ideelle Ziel des Vereins geht über das einer regulären Schule weit hinaus: Er will gewaltfreie Schulbildung bieten, die auf die Stärken und Schwächen der einzelnen Schüler individuell eingeht. Außerdem will er junge Menschen als wichtige Akteure unserer Gesellschaft ausbilden und inkludiert dabei Aufklärung in den Bereichen Umwelt, Menschen- und Kinderrechte oder Gesundheit und Hygiene in den Lehrplan. Weiterhin tritt er für eine bessere Akzeptanz und Integration Gehörloser ein. Dazu leistet der Verein Sensibilisierungsarbeit in den umliegenden Dörfern und bietet kostenlose Gebärdensprach-Kurse für Familie, Freunde und Interessierte an.
Dieses Ziel verbindet Carola mit ihren Mitstreiterinnen und spornt an, es weiter zu verfolgen – bisher sehr erfolgreich.
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JiN-Ju Jahns (26)
Hauptpreis
Jin-Ju Jahns (26) aus München stammt als Tochter einer Koreanerin und eines Amerikaners in Montana aus einem Elternhaus, in dem Integrationsfragen zum Alltag gehörten. Schon als Kind spürte sie, wie sehr ihre Mutter stets für ihre Akzeptanz in einer fremden Kultur bemüht sein musste. Dabei spielte der Arbeitsplatz der Mutter eine helfende Rolle.
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Als Jin-Ju 2015 miterlebte, wie Wellen von immer neuen Flüchtlingen nach Deutschland strömten, fasste sie den Entschluss, ihnen bei der Integration durch die Schaffung von Arbeit zu helfen. Zunächst schuf sie ein Garten-Projekt in der Bayernkaserne, einer Aufnahmestelle für Flüchtlinge in München, das wöchentlich 3-5 neuen Bewerbern Beschäftigung bot. Daraus entstand SIR (Social Impact Recruiting), eine gemeinnützige Initiative, bei der Jin-Ju ihre Familie und ein enger Freundeskreis zur Seite standen, und die sie alle weit in den Abend hinein und auch an Wochenenden beschäftigt hielt.
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Der Jobanbieter konnte innerhalb eines Jahres auf 11 Mitarbeiter wachsen und bis Mai 2017 mit all den erforderlichen Dienstleistungen über 500 Migranten in die verschiedensten Beschäftigungen vermitteln, faktisch vom Kamel-Wärter bis zum IT-Experten.
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Inzwischen wurde SIR in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt und firmiert als Plant-a-Talent.org. Alle Männer und Frauen, die zu Plant-a-Talent kommen, werden persönlich interviewt und intensiv auf ihre neue Arbeit in Deutschland vorbereitet. In einem wachsenden, jungen Team unter Jin-Ju’s Führung haben übrigens fast alle Mitarbeiter selbst einen Migrationshintergrund. Sie sprechen die Sprachen der Geflüchteten und sind gute Beispiele dafür, wie Integration gelingen kann.
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Plant-a-Talent gilt inzwischen als ein führendes Münchner Unternehmen, das Geflüchtete zur Integration in die deutsche Gesellschaft befähigt und betreut. Es erleichtert den Eintritt in den Arbeitsprozess mit seinen Stellenvermittlungsdiensten und verbessert die interkulturelle Beziehung zwischen Geflüchteten und Arbeitgebern.
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Seit Mai 2017 hat Plant-a-Talent wieder über 100 Arbeitsplätze für Geflüchtete gefunden, wohl wissend, dass Beschäftigung ein Schlüssel zur Integration ist.
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Henrik Lerchl (25)
Hauptpreis
Henrik Lerchl (25) aus Lindenfels im Odenwald hat 2010 mit seinen Brüdern den gemeinnützigen Verein Active Learning e.V. ins Leben gerufen, der seitdem rund 10.000 Kinder im Großraum Bergstraße erreicht hat. Der Verein möchte jedem Kind die Chance verleihen, das, was in ihm steckt, auch seinem Umfeld zeigen zu können. Dabei versteht der Verein Bildung und Demokratie als Schlüssel eines gelungenen gesellschaftlichen Zusammenlebens. Hier gilt es, die Talente und Persönlichkeiten zu fördern, Hoffnung zu schaffen, wo sie verloren gegangen ist, und den Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen, um der Gesellschaft das enorme Potenzial jedes einzelnen jungen Menschen zu erhalten.
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Das Angebot beinhaltet ein kostenloses gemeinsames Mittagessen für alle Teilnehmer, eine Lernphase und eine Sport- bzw. Kreativphase. Der Verein kooperiert dabei mit drei Schulen, um die dortigen Räumlichkeiten und Hallen nutzen zu können. Zur Betreuung und schulischen Unterstützung beschäftigt der Verein Oberstufenschüler, Referendare und Lehrer auf Minijob-Basis.
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Ergänzt wird das Konzept durch Workshops, Camps und Events, die sich mit besonders gesellschaftsrelevanten Themenbereichen beschäftigen. Dazu zählt neben einem Workshop zu Tier- und Umweltschutz das Gewalt- und Präventionscamp, das sich, mit einem sportlichen Fokus auf Boxen, damit beschäftigt, den Jugendlichen Möglichkeiten zur Konfliktlösung darzustellen. Daneben veranstaltet der Verein soziale Events, um den sozialen Geist der Region zu stärken.
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Die Arbeit in dem Verein zeigt, dass junge Menschen aus noch so schwierigen Verhältnissen ihre Chancen nutzen, wenn man ihnen solche anbietet und ihnen das nötige Vertrauen entgegenbringt. Das Knüpfen von Freundschaften über alle gesellschaftlichen und kulturellen Barrieren hinaus und das damit einhergehende Ausleben eines demokratischen Miteinanders ist für Henrik Lerchel aber der wertvollste Erfolg, den Active Learning vorzuweisen hat.
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Demokratiebahnhof Anklam
Hauptpreis
Der Demokratiebahnhof Anklam ist ein Jugend- und Kulturzentrum, das im Jahr 2014 von jungen Menschen aus dem Pfadfinderbund Mecklenburg-Vorpommern gegründet wurde und seitdem ehrenamtlich organisiert wird. Das „Jugendzentrum Abstellgleis“ bietet einen offenen Jugendtreff mit Workshops, Ferienangeboten und Kulturveranstaltungen, wie Lesungen, Vorträge, Filmabende oder Konzerte.
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Anklam ist kein „einfaches Pflaster“, gerade nicht für Aktive, die sich um ein demokratisches Miteinander bemühen. Die Neonazi-Szene hat sich über Jahrzehnte etabliert und die Stimmung in der Stadtgesellschaft ist oft fremdenfeindlich und intolerant. Es gibt aber auch Menschen, die sich aktiv für Demokratie einsetzen und genau diese gilt es zu bestärken. Auch Jugendliche, die aus einem rechtsextremen Elternhaus kommen, werden in dem Jugendtreff unterstützt. Viele haben bereits Freundschaften mit Geflüchteten geschlossen.
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Dadurch, dass sich die Aktiven des Demokratiebahnhofs klar und deutlich für ein demokratisches Miteinander und gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz positionieren, stärkt diese Einrichtung vorhandene Strukturen und ermutigt Menschen, sich zu engagieren. Der Demokratiebahnhof Anklam ist ein Freiraum, von dem viele Impulse für Anklam und Vorpommern ausgehen. Er ist zu einem wichtigen Rückzugsort für Geflüchtete geworden, weil sie dort unterstützt und ernst genommen werden.
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Hier können Jugendliche ihre eigenen Ideen entwickeln und ausprobieren sowie ihren Lebensraum eigenverantwortlich gestalten. Das Wochenprogramm lädt zum Upcyclen, Gärtnern, gemeinsamen Kochen und Abhängen ein. Daneben finden regelmäßig Vorträge und Diskussionsrunden sowie Film- und Musikabende statt.
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Der Demokratiebahnhof Anklam ist als soziokulturelles Zentrum, das von jungen Menschen ehrenamtlich organisiert wird, einzigartig. Er trägt auch weit über Anklam hinaus zur Entwicklung einer lebendigen Zivilgesellschaft bei und ermutigt Menschen, ihre Fähigkeiten im Interesse des Gemeinwohls einzubringen.
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Safin Hassan Iljas (22)
Hauptpreis
Safin Hassan Ilyas (22) aus Bielefeld, Kind einer achtköpfigen jesidischen Familie, kam mit 8 Jahren als Flüchtling aus dem Irak nach Deutschland. Seine Freizeit war schon in jungen Jahren durch sein Engagement geprägt. Als ältestes Kind einer achtköpfigen Familie trug Safin von klein auf Verantwortung und übernahm Pflichten. Er lernte zügig Deutsch und fungiert so bis heute noch als Dolmetscher und Übersetzer für seine Familie und seine Landsleute. Auch seinen kleinen Geschwistern stand er immer mit Rat und Tat zur Seite.
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In der Schule hat sich Safin für seine Mitschülerinnen und Mitschüler eingesetzt, und ihnen bei den Schulaufgaben geholfen. Durch seinen Einsatz in seiner Schule wurde er mehrfach zum Klassen-und Schulsprecher gewählt. In seinem Amt als Schulsprecher leitete er mehrere Schulprojekte seiner Schule, darunter das Schulprojekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.
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Safin erwarb die Hochschulreife als einer der Schulbesten. Heute spricht Safin neben Deutsch und Englisch vier weitere Sprachen und studiert Politik, Verwaltungswissenschaften und Internationale Beziehungen.
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Sein Bemühen um Bildung ist vorbildhaft für viele junge Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlebt haben. Bereits Ende 2015 gelang Safin die Initiierung und Leitung des Integrationsprojektes „Anstoß für MENSCHLICHKEIT“ in Form eines mehrtägigen bundesweiten Fußballwohltätigkeitsturniers in Bielefeld. Die Aktion war durch Safin sehr gut vorbereitet und durchgeführt. Er versteht, die Menschen für gute Ideen zu gewinnen und sehr reflektiert Aktionen zu planen. Safin organisierte mit weiteren engagierten, jungen Menschen das Turnier, dessen Ziel es war, geflüchtete und einheimische Jugendliche zusammen in gemischten Mannschaften spielen zu lassen und diese so in die Gesellschaft einzubinden. Das sollte vor allem die Integration und eine bunte vielfältige Gesellschaft fördern.
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An den Turniertagen im April 2016 nahmen insgesamt 400 junge Menschen teil. Dieses Jahr findet das Projekt in einem noch größeren Rahmen als im vorherigen Jahr statt und konnte mit dem Preis des Deutschen Kinderhilfswerks ausgezeichnet werden.
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Safin Ilyas engagiert sich außerdem als ONE-Jugendbotschafter für weltweite Organisationen von Kampagnen für Entwicklungspolitik sowie als Alumni-Sprecher im Vorstand des Vereins der START-Stiftung.
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Jugendforum (JUFO)
Hauptpreis
Das „Jugendforum“ (kurz JUFO), gegründet in Diez/Lahn, ist eine gemeinnützige, ausschließlich von Jugendlichen getragene Organisation, die in 31 Landkreisen in Rheinland-Pfalz und Hessen öffentliche Debatten-Veranstaltungen unter der Beteiligung von Jugendorganisationen in Schulen durchführt. Angeboten werden überparteiliche Debattenevents im US-amerikanischen Stil unter der Beteiligung von Nachwuchspolitikern. Die als kostenfreie Abendveranstaltungen dargebotenen Diskussionsrunden haben ein Durchschnittspublikum von 150 Zuschauern, welche im Vorfeld, während und nach der Veranstaltung über Internet-Kanäle am Veranstaltungsverlauf partizipieren können. Das erfolgt über Facebook-Kommentare oder die Website, die eine Online-Themenauswahl und Online-Umfrage bietet.
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Bei jeder Veranstaltung arbeitet das JUFO sowohl mit der Schülervertretung zusammen, welche die Themenauswahl bestimmt und für die Ausführung der Werbung zuständig ist, als auch der Lehrerfachschaft Politk und Sozialkunde, welche die Veranstaltungen formell ausgemacht bzw. an die jeweiligen Schulen geholt hat.
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Durch JUFO-Veranstaltungen motiviert sollen politische Debatten wieder vermehrt Eingang in den Alltag Jugendlicher finden. Genauso möchte das JUFO gesellschaftliche Problematiken differenziert betrachten und die verschiedensten Gesellschaftsgruppen miteinander verlinken. Wie in der Satzung als Hauptzweck verankert, soll das JUFO gegen Politikverdrossenheit vorgehen und das Problem fehlender demokratischer Beteiligung bekämpfen. Bei niedriger Wahlbeteiligung, populistischen Parolen im Internet oder im Alltagsleben und dem Rückgang bei den Mitgliederzahlen politischer Parteien und Jugendorganisationen ist von einer Krise der demokratischen Beteiligung in der Gesellschaft zu sprechen – nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland.
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Das JUFO setzt genau dort an. Durch die Organisation von publikumswirksamen Debatten, die mit Unterhaltungselementen, SocialMedia-Begleitung und gezielter Themenauswahl auch für politisch bisher Uninteressierte attraktiv werden, politisiert das JUFO derzeit das Rhein-Main-Gebiet.
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agon - GESELLSCHAFT
Ehren- und Förderpreis
Der gemeinnützige Verein „agon – Gesellschaft zur Förderung von Theater und Musik e.V.“ möchte Schüler, Studenten und Jugendliche aus Bonn und Umgebung unterstützen, kreative Eigenaktivitäten im Bereich Theater und Musik zu entwickeln. Dabei stehen Professionalisierung wie auch Vernetzung, Kommunikation und Interaktion der Akteure im Mittelpunkt.
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Der integrativen Wirkung von Theater und Musik wird eine wesentliche Rolle beigemessen. So werden Jugendliche auch aus sozial schwachen Familien motiviert, eigene Ideen in die Tat umzusetzen. Die im Rahmen der Fördermaßnahmen gewonnenen Erfahrungen und Fähigkeiten sollen sie stärken, eigenverantwortlich und selbstbewusst ihre kulturellen Interessen zu vertreten und auch selbst Impulsgeber für Andere zu sein, Kultur aktiv zu leben.
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Den beiden Initiatoren Arthur Abs und Johannes Oettingen, die am Aloisius Kolleg die Leidenschaft für das Theater entdeckt hatten, gelang es noch im Abiturjahr in Eigeninitiative ein Theaterstück auf eine öffentliche Bühne zu bringen. Dabei haben sie gelernt, dass eine Kulturveranstaltung mit all ihren Aspekten nur professionell zu managen ist.
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Um andere Jugendliche zu ermutigen, mit eigenen Projekten einen großen Schritt zu Selbständigkeit, Selbstvertrauen und Teamarbeit zu gehen, werden Projektideen und die Umsetzung von Initiativen durch praxisorientierte Maßnahmen gefördert. Im Vordergrund stehen Coachings und Workshops durch Schauspieler und Musiker, Beratung im Bereich Kulturmanagement und Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung von Aufführungsorten, von Requisiten und technischem Equipment, ebenso wie von finanziellen Mitteln und Sachleistungen.
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Die Entwicklung von agon stößt auf reges Interesse im Kulturraum Bonn. Der Oberbürgermeister konnte als Ehrenmitglied gewonnen und eine Kooperation mit dem Beethovenhaus hergestellt werden. Hier zeigt sich, dass auch recht klassische kulturelle Initiativen von Jugendlichen für Jugendliche von der Gesellschaft durchaus begrüßt werden.
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Simon Elias Herrmann (15)
Ehren- und Förderpreis
Dem Gymnasiasten Simon Elias Herrmann (15) aus dem Bendorfer Stadtteil Stromberg gelang es im Rahmen des bundesweiten Jugendwettbewerbs Startup-Teens ein Abfallkonzept zu entwickeln, das Aufmerksamkeit erregte. Mit seiner „Ecopress“, einer von ihm konzipierten Müllpresse, soll jeder Haushalt in die Lage versetzt werden, das Müllvolumen um etwa zwei Drittel zu komprimieren.
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Die Idee zur Entwicklung der Ecopress nahm im März 2017 Gestalt an und war zunächst einmal dem banalen Umstand geschuldet, dass Simon Elias zu Hause immer den Müll nach draußen bringen musste. Naturwissenschaftlich-technisch sehr interessiert, fragt er sich schon länger, wie das Potenzial, das im Müll steckt, deutlich besser genutzt werden kann. Und weil es für private Haushalte noch nicht genügend Anreize gibt, Müll wirklich sauber zu trennen, sollte die Ecopress hier schlummerndes Potenzial wecken.
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Neben der Idee Müllberge zu reduzieren, gehörte auch der Wunsch die Frequenz der Müllabfuhr drastisch zu verringern. Hier ging es Simon um eine Senkung der gerade in diesen Tagen kritisch betrachteten Feinstaubbelastung durch die Dieselmotoren der Müllfahrzeuge, aber auch um die von der Müllabfuhr erzeugten Verkehrsbehinderungen, die zusätzlich zu einer Belastung der Luft führen.
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Um auch die Potenziale zu nutzen, die im Müll stecken, regt der von Simon auf Nachhaltigkeit ausgelegte Businessplan des Projekts die Haushalte dazu an, ihren Müll besser zu trennen.
Die „Ecopress“ ist ein Kompressor und Häcksler zugleich. Sie kann für Papiermüll, Restmüll und besonders auch Biomüll eingesetzt werden. Aus dem Biomüll wird in Biogasanlagen Gas produziert, welches die Nutzer der „Ecopress“ zu Sonderkonditionen erhalten. Recycelt werden soll außerdem das mit der „Ecopress“ komprimierte Papier. Die Papier-Reyclingprodukte erhalten Ecopresskunden wiederum zu besonders günstigen Konditionen. In Bezug auf die Papierproduktion dient die „Ecopress“ schließlich auch dem Schutz des Regenwaldes.
Erste Gespräche mit einem großen Müllentsorger haben stattgefunden. Eine Kooperation mit der Hochschule Koblenz wird angestrebt.
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Louis Jarvers (22)
Ehren- und Förderpreis
Louis Jarvers (22) aus Witten/Ruhr gründete gemeinsam mit Freunden 2013 die „Friends of OWSK e.V.“, den deutschen Unterstützerverein der One World Secondary School Kilimanjaro, einer euro-afrikanischen Projektschule. 2012 hatte Louis dort in einem Freiwilligen Sozialen Jahr die erste Schulklasse begleitet.
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Die Sekundarschule verfolgt seitdem das Ziel Lehrerinnen und Lehrern in Tansania mit modernen Lehrmethoden eine Alternative zum autoritären Schulsystem zu bieten. Davon profitieren in erster Linie die Schüler, die dank lokal verankerter, moderner Pädagogik eine hochwertige Schulbildung erhalten. Anders als an staatlichen Schulen herrscht striktes Schlagverbot und im Austausch mit internationalen Schulpartnerschaften lernen die Schüler interkulturell in gemischten Klassen. Nach dem Motto „Bildung als Schlüssel zur Entwicklung“ versteht sich die OWSK daher nicht als klassische Entwicklungshilfe, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe.
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In Deutschland liefert der Verein einen wichtigen Beitrag zum Engagement der Schule in Tansania. Er übernimmt Bereiche der Öffentlichkeitsarbeit und hilft im Fundraising. Jährlich können ca. 10.000 – 12.000 EUR an Spenden gesammelt werden. Und genauso ist der Verein bei der Volontärsauswahl tätig und betreut Austauschprogramme in beide Richtungen. Bereits 12 Freiwillige wurden für eine Versendung an die OWSK vorbereitet und während ihrer Zeit in Tansania begleitet. Der Verein ermöglicht den Volontären, die Schule vor Ort zu unterstützen, die persönlichen Grenzen besser kennen zu lernen und dabei wertvolle Erfahrungen für das eigene Leben zu sammeln. Über seinen Blog hält der Verein darüber hinaus Freunde und Unterstützer regelmäßig auf dem Laufenden.
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